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Das Böhmische Erzgebirge vor 1945 mit den Augen sächsischer Fotografen

Krušnohorské noviny / Erzgebirgs-Zeitung

11. 11. 2024

Eine tolle Publikation mit über 600 Fotografien des böhmischen Erzgebirges und mit deutschen Bildunterschriften.

Bis auf eine Ausnahme sind die Fotografien durchweg vor 1945 entstanden. Es wird damit das oft schon vergessene Aussehen des Erzgebirges aus der Zeit vor der Vertreibung und Aussiedlung der hiesigen deutschen Bevölkerung und noch vor der nachfolgenden Zerstörung hunderter menschlicher Siedlungen in dieser Region abgebildet. Diese Fotografien sind wertvoll und oft nur noch die einzige Erinnerung daran, wie einige Teile des Erzgebirges aussahen, als es sich noch um das meistbesiedelte Gebirge Europas handelte und an Orte, wo einst ein reges gesellschaftliches Leben herrschte und heute die Natur wieder die Oberhand gewonnen hat.

Alle in diesem Buch veröffentlichten Fotografien haben eines gemeinsam: sie stammen aus dem Sächsischen Staatsarchiv SLUB Dresden / Deutsche Fotothek, die freundlicherweise die Erlaubnis zur Publizierung dieser Aufnahmen ohne gewöhnliche Lizenzgebühren erteilte. Großer Dank gilt auch dem Kultusministerium der Tschechischen Republik, das sich bedeutend an den finanziellen Druckkosten dieser Publikation beteiligte, die aus Mitteln des Programms „Unterstützung für die Erhaltung des kulturellen Welterbes“ beglichen wurden. Denn der überwiegende Teil der Fotografien dieses Buches betrifft gerade die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří, die am 6. Juli 2019 in die Liste des kulturellen Welterbes UNESCO eingetragen wurde. Diese Buch erscheint also anlässlich des 5. Jahrestages dieses bedeutenden Ereignisses. Die Leser finden im Buch zahlreiche Bilder aus St. Joachimsthal, aus der Umgebung von Abertham, Gottesgab und der Bergstadt Platten, aus Kupferberg oder auch Graupen, was alles Orte sind, die ein Bestandteil des gemeinsamen sächsisch-tschechischen Welterbes sind. Oft handelt es sich dabei um einzigartige Aufnahmen, die zuvor noch nicht in der ČR veröffentlicht wurden.

Das betrifft auch weitere Orte im böhmischen Erzgebirge, die alle mit den Augen sächsischer bzw. deutscher Fotografen aufgenommen wurden, deren Werke der tschechischen Öffentlichkeit durchweg unbekannt sind. Jeder Liebhaber des böhmischen Erzgebirges, oder zumindest dessen mittleren und westlichen Teils, kennt die phantastischen Fotografien von Rupert Fuchs aus Neuhammer, der besonders in den 1920er und 1930er Jahren die Landschaft, Siedlungen und Bevölkerung des Erzgebirges von Graslitz und Gossengrün im Westen nach Kallich und Göttersdorf im Osten dokumentierte und für dessen ausgezeichnete schwarzweiße Ansichtskarten die Sammler heute gern viele tausend Kronen ausgeben. Auch der Aberthamer Alexander Wüst, der Joachimsthaler Bruno Kraus, Otto Knobl aus Kupferberg, der Verlag Weissgärber aus Weipert und weitere hinterließen einen fotografischen Nachlass, der höchste Anerkennung verdient.

In der tschechischen Welt sind auch deutsche Fotografen wenig bekannt, die im böhmische Erzgebirge wirkten, obwohl es – wie auch diese Publikation zeigt – Dutzende von ihnen gab und die Qualität vieler Aufnahmen ausgezeichnet ist. Aus der älteren Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts sollte vor allem der Meißener Verlag Brück & Sohn hervorgehoben werden, der bereits im Jahre 1793 gegründet wurde und 1885 einer der Ersten auf der Welt war, der mit dem Druck von Ansichtskarten begonnen hatte. Unter den vielen tausenden Fotografien, aufgenommen von anonymen Fotografen für die Anfertigung der Ansichtskarten, ist dabei auch eine große Anzahl von Motiven aus Böhmen, einschließlich etlicher Aufnahmen aus dem Erzgebirge.

Bei weitem mehr deutsche Fotografen begannen nach dem Ersten Weltkrieg, sich im böhmischen Erzgebirge aufzuhalten, bzw. noch kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges. Von ihnen sind vor allem zwei sehr bekannt: Walter Möbius und auch Paul Schulz.

Walter Möbius (*1900 in Leuben bei Dresden, +1959 in Dresden) war der erste Fotograf, der seine Aufnahmen direkt als Angestellter der Deutschen Fotothek anfertigte. Es ist das deutsche Archiv von Fotografien, das zur Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, SLBU gehört. Ab dem Jahr 1924 bis zu seinem Tode fertigte er über 100 000 Fotografien an, die das Fundament der Archivsammlungen an Negativen bildet. In seinem Werk orientierte er sich vor allem auf Dresden und Umgebung, die Sächsische Schweiz und das Erzgebirge. Im böhmischen Erzgebirge war er sehr aktiv, z.B. in der Umgebung von St. Joachimsthal und Gottesgab, aber auch im östlichen Erzgebirge. Sein Schaffen ist in diesem Buch in einigen Hundert Aufnahmen vertreten.

Einen ganz entscheidenden Einfluss für das sächsische, aber auch böhmische Erzgebirge hat das fotografische Schaffen von Paul Schulz (*1882 in Berlin, +1967 in Langebrück bei Dresden), für den das Fotografieren schon während seines Studiums an der Bergakademie in Freiberg in den Jahren 1906-1911 zum Hobby wurde. Als er dann nach Beendigung des Studiums Markscheider wurde, hatte er die Möglichkeit, mit Hilfe seines Fotoapparates auf den gläsernen Negativen und später schwarzweißen Filmen unzählige Bergwerke an beiden Seiten des Erzgebirges zu dokumentieren, wodurch eine Sammlung von überaus wertvoller historischer Bedeutung entstand. Einige Aufnahmen stammen bereits aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, z.B. einzigartige Motive von Bergwerksanlagen im Freiberger Revier; die meisten entstanden aber dann in den Jahren 1927-1932, bzw. auch um das Jahr 1940. In diesem Buch ist Schulz mit etwa 150 Fotografien vertreten.

Schulz war sich der Bedeutung des Montanerbes im Erzgebirge sehr bewusst, was auch durch seine Äußerung im Jahre 1930 belegt wird: „Kaum lässt sich in Deutschland ein anderes mittelhohes Gebirge finden, das außer einer attraktiven Landschaft so reich an Besonderheiten wäre wie das Erzgebirge. Seine Sprache, seine Bräuche und Traditionen und nicht zuletzt die uralte Bergbaukultur, die im gesamten Gebirge verbreitet ist, verleihen ihm einen Charakter, der es von allen anderen Gebirgen ähnlicher Höhe unterscheidet. Gerade dem Bergbau verdankt das Erzgebirge nicht nur seinen Namen, sondern auch seine Besiedlung.“ Schon fast 90 Jahre vor dem Eintrag des Erzgebirges in das Verzeichnis des Welterbes hatte bereits Schulz völlig treffend die weltweite Außergewöhnlichkeit der erzgebirgischen Montanregion zusammengefasst. Die umfangreiche Auswahl aus Schulzes Fotografien des Erzgebirges, insgesamt 1027 Aufnahmen, gab im Jahre 2016 der Bildverlag Böttger GbR unter dem Titel „Montanregion Erzgebirge: Eine faszinierende Fotodokumentation aus den Jahren 1906 bis 1944 von Markscheider Dr. Paul Schulz“ heraus. Die Autoren waren Wolfgang Barsch und Rainer Sennewald.

An dieses Buch knüpft auch die vorliegende Publikation an, die nun im gleichen Format wie die Auswahl von Schulzes Fotografien aus dem Jahr 2016 erscheint. Aus den Aufnahmen des böhmischen Mittelgebirges, die im Archiv SLUP – Deutsche Fotothek zugänglich sind, wurde für diese Publikation die überwiegende Mehrheit ausgewählt, bzw. die überwiegende Mehrheit derjenigen, die aufgefunden werden konnten (einige der Aufnahmen tragen keine Ortsbezeichnung, und man kann diese auch bei der Möglichkeit einer on-line Suche in der Database des Archivs oft nur zufällig finden). Ausgelassen wurden einige mehr oder weniger ähnlichen Motive und Weitsichtaufnahmen ohne größere Aussagekraft. Zugeordnet wurden dagegen auch Fotografien, die zwar keine hundertprozentige Qualität haben, aber durch ihr Motiv interessant sind. Bei der grafischen Bearbeitung der Publikation wurde meist das ursprüngliche Format der Fotografie eingehalten, die Originale einiger davon sind aber am Rand beschädigt, und deshalb mussten sie verschnitten werden, ohne dass dabei die Gesamtkomposition der Szene gestört wurde.

Die größte Schwierigkeit bei der Vorbereitung dieses Buches war die Anfertigung der Beschreibungen zu den Fotografien. Das Quellenmaterial des Archivs ist zwar mit den ursprünglichen Bezeichnungen durch seine Autoren versehen, die sind aber oft nur verallgemeinert und geben meist keine Information darüber, wo genau die Aufnahme erfolgte und was diese abbildet. In einigen Fällen sind die ursprünglichen Beschreibungen sogar völlig falsch und geben einen anderen Ort an, als eigentlich auf der Aufnahme zu sehen ist. Der Lokalisierung der Aufnahmen wurde deshalb eine maximale Aufmerksamkeit gewidmet und der Autor möchte an dieser Stelle allen denjenigen danken, die geholfen haben, einige Orte zu erkennen. Es waren das vor allem Pavel Andrš (Nejdek/Neudek), Jiří Crkal (Výsluní/Sonnenberg, Černý potok/Pleil-Sorgenthal, Hora Svatého Šebastiána/St. Sebastiansberg), Matyáš Horský (Loučná pod Klínovcem/Böhmisch Wiesenthal), Zdeněk Janský (Hroznětín/Lichtenstadt), Jiří Kašpar (Dubí/Eichwald, Cínovec/Böhmisch Zinnwald), Roman Kloc (Vysoká Pec/Hohenofen, Nové Hamry/Neuhammer), Lukáš Pakosta (Hora Svaté Kateřiny/St. Katharinaberg), Lenka Navrátilová (Krupka/Graupen), Jan Setvák (Český Jiřetín/Georgendorf, Fláje/Fleyh, Mikulov/Niklasberg, Moldava/Moldau) und Markéta Sinkulová Moravcová (Velichov/Welchau). Alle eventuellen Ungenauigkeiten oder Irrtümer gehen mehr oder wenige ausschließlich auf den Autor zurück, der für alle Präzisierungen weiterhin dankbar wäre, die die Lokalisierung der abgebildeten Orte betreffen.

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Zeit beim Lesen dieses Buches.

Dr. Michal Urban
Juni 2024

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